Manchmal, okay öfter, gibt es Stau auf der A9. Mein Weg zur Arbeit, nach oben, wie man immer so schön sagt, führt mich dann, denn ich bin ein Fuchs und umfahre Staus grundsätzlich und großräumig, runter von der Autobahn und rauf aufs Brandenburger Land. Beelitzer Spargelstraße, namenlose Alleen und auch eher abenteuerliche Feldwege, Google Maps schickt mich überall lang, wahrscheinlich weil es weiß, dass ich mich wie ein Kind darüber freue. Sprichwörtlich sogar, denn kaum von der Autobahn runter, lasse ich alle Fenster bis zum Anschlag runter und atme tief ein. Märkische Heide, märkischer Sand, Flashback zur Grundschule, wo wir dieses Lied gesungen haben und zu den Wochenenden, die ich in unserem Schrebergarten (sic!) vertödelt habe und auf dem Weg an den See mit meinem kleinen, grünen Fahrrad auf einem der elend sandigen Waldwege stecken geblieben bin. Im Nachhinein ist ja immer alles romantischer und es gibt wenige Gerüche, die mit unbeschwerter Kindheit so einhergehen wie diese brandenburgische Waldluft, von der ich gar nicht wusste, dass ich sie vermisst hatte. Bayerische Wälder riechen anders, sächsische auch, nur die hier haben diese Mischung aus Kiefern, Laubbäumen, Erde, Sand, Sonne und einem See in nicht so weiter Ferne. ZUr Ostsee ist es noch ein Stück, aber die Waldzusammensetzung ist ähnlich, was die Sache nochmal erholsamer macht. Ich hoffe auf den nächsten Superstau, am besten auf der Heimfahrt, dann halte ich mal irgendwo an, setz mich an einen See und denke an das Mädchen auf dem kleinen, grünen Fahrrad. Zu unserer alten Platte zu fahren, trau ich mich ja kaum, da hat sich sicher zu viel verändert. Aber dieser Geruch und dieses Licht, das erkenn ich sofort wieder.