Alle reden sie nur noch über Serien, alle netflixen sie dauernd und seit wann ist fernsehen eigentlich etwas kulturell Wertvolles? Haben wir nicht langsam mal die Nase voll vom Serien gucken? Also ich nicht. Und ich kann auch immer noch drüber reden, das mache ich sogar sehr gern, jetzt zum Beispiel.
Eins vorweg: Es stimmt. Mit Kind hat man kaum mehr Zeit zum Serien schauen. Erstens weil, wenn überhaupt, Kika läuft und zweitens weil wir dann abends, wenn Nina im Bett ist, auch gerne mal miteinander reden. Es gibt hier also weniger Bingewatching und wir entdecken weniger neue Sachen. Aber zum Glück auch nicht Nichts, es dringt schon immer noch Einiges durch zu uns. Das Meiste landet auf unbestimmte Zeit auf der Später-Schauen-Liste und wir zappen uns da Stück für Stück durch. Jetzt gerade laufen im Hause Fahrenheit unter anderem diese Serien:
1. Angie Tribeca
Hier kommen gleich mehrere Dinge zusammen, die ich sehr mag: Schauspielerin Rashida Jones, Polizei-Geschichten und der Humor von “Die nackte Kanone”. Ich habe damals alle Filme mehrfach gesehen, wir hatten ja nicht viel in den 90ern, und wusste gar nicht, dass ich immernoch über so dummes Zeug lachen kann wie damals mit zwölf Jahren. Beruhigend irgendwie und auch wieder nicht. Angie Tribeca ist jedenfalls Kripo-Beamtin in Los Angeles und löst gemeinsam mit ihrem Partner in jeder Folge einen Fall. Jede Geschichte, jede Szene, jeder Dialog ist ein Witz, man sollte also ganz genau hinschauen und nicht nebenbei aufs Telefon, um alles mitzubekommen. Nach den 20 Minuten, die eine Folge dauert, ist es dann auch gut, aber gelacht hat man mindestes 20 Mal. Geschrieben hat die Show Steve Carell, den kennt man von der amerikanischen Version von The Office. Es gibt bisher zwei Staffeln, die dritte ist in Arbeit. (Hulu)
2. Chef’s Table
Das ist nun wirklich kein Geheimtipp mehr, aber eine der Serien, die mich gerade am meisten beeindrucken. Damit meine ich, dass wenn ich abends eine Folge sehe, dann später im Bett und sogar noch am nächsten Tag darüber nachdenke. Denn eigentlich geht es hier nicht so sehr ums Kochen, sondern um sehr persönliche Geschichten, an deren Ende zwar großer Erfolg steht, die aber trotzdem vom Scheitern erzählen. Immer wieder Scheitern und trotzdem weitermachen, weil man weiß, dass es sein muss/ richtig ist/ nicht anders geht. Das beeindruckt mich und es gibt mir einen großen Schub Motivation. Nicht alle Köche, die portraitiert werden, sind sympathisch, aber selbst dann macht es wegen Bildauswahl und Kameraführung solchen Spaß, diese Dokumentationen zu sehen, dass ich hoffe, dass noch viele davon produziert werden. Und noch etwas Erstaunliches: Ich bekomme keinen Hunger vom Zuschauen, die Ebene, wie gesagt, ist eine ganz andere. Ach, aber eins noch: Im Intro spielen sie Vivaldis Winter, aber nicht das Original sondern eine neu komponierte Version von Max Richter, ich will jedes Mal mitsummmen und es haut nie hin, es macht mich wahnsinnig! (Netflix)
3. This Is Us
Zeig mir sympathische Eltern, eine emotionale Geburt und Eltern, die ihre Kinder umarmen und ich bin dabei! Erstaunlicherweise ist diese neue Serie wenig kitschig, einfach nur berührend und ja, ich habe erst eine Folge gesehen, die allererste, aber ich bin an Bord, ich gucke weiter und danke an dieser Stelle meiner lieben Kollegin Katja, die sie mir empfohlen hat. Es geht also um Eltern, die Drillinge bekommen, und deren späteres Leben. Es wird wild hin- und hergesprungen zwischen den 70ern und der Gegenwart, zwischen den einzelnen Handlungssträngen und es ist wieder so eine Serie, wo besser kein zweiter Bildschirm stört. Ach ja, Mandy Moore spielt mit und auch Milo Ventimiglia (ich habe den Namen intuitiv richtig geschrieben, wohoo!) von den Gilmore Girls. (Hulu)
4. Crises in Six Scenes
Oh, Woody Allen! Ich ignoriere einfach alle privaten Geschichten über dich und genieße dieses wunderbaren Dialoge, das Bilderbuchsetting und kleine, absurde Erzählstränge. Nur Miley Cyrus in einer der Hauptrollen zu besetzen, das hättest du dir sparen können. Sie gibt sich wirklich Mühe, aber nein, sie bleibt Miley Cyrus, die ausgezeichnet Text auswendig gelernt hat. Ansonsten ist alles gut an dieser sechsteiligen Miniserie über ein Ehepaar in den 60ern (ihren und den 19ern), das nachts unerwarteten Besuch bekommt: die Story ist absurd, man lernt was und das Drehbuch würde ich gern ausgedruckt im Bücherschrank stehen haben. (Amazon Prime)
5. Orange is the New Black
Okay, jetzt wird’s ein bisschen angestaubt, aber ich habe gerade erst die vierte Staffel zu Ende geschaut und bin so begeistert. Jeder weiß mittlerweile, dass es um ein US-Frauengefängnis und seine Insassen geht, dass da ein weißes Mädchen aus guten Verhältnissen reingworfen wird und versucht klarzukommen. Aber mittlerweile geht es um so viel mehr. Was läuft falsch in einer Gesellschaft, die ihre Gefängnisse privatisiert und so viele Gefangene hat wie kein anderes Land? Wie viel Pech kann man haben? Und nehme ich mir wirklich immer genug Zeit, alle Graustufen zu sehen und jede Geschichte hinter jedem Gesicht zu lernen? Danke Netflix, dass schon Staffel 5,6 UND 7 bestellt wurden, ich hoffe, das Niveau bleibt so hoch. (Netflix)