Liebe …,
nach über einem halben Jahr nun doch noch meine Antwort. Ich kann nicht leugnen, dass ich oft darüber nachgedacht habe, ob ich diese Mail hier schreibe oder nicht. Wahrscheinlich ist es besser, denn was ich will, ist abschließen, es beenden. Das fühlt sich komisch an, aber das Schweigen tut es auch und wahrscheinlich ist es besser so.
Ich bin mir sicher, dass du das auch gemerkt hast – unsere Freundschaft ist nicht mehr die Gleiche, die sie vor einigen Jahren war. Dieses Gefühl kann nicht einseitig sein, weil ja auch keiner daran Schuld ist, wir haben uns einfach verändert. Es war schon vor Monaten spürbar, tausend Dinge, die passiert sind und dich teilweise unglücklich gemacht haben. Ich habe Dir so gut es geht geholfen, in vielen Gesprächen. Und trotzdem waren es nie genug. Ich war irgendwann nicht mehr genug für dich. Meine Prioritäten waren nicht gut, die Art und Weise und sowieso – es war immer zu wenig. Das ist mein Gefühl in den letzten Jahren gewesen und so gern ich Dich habe und so gut wir uns verstehen, ich bin der Meinung, dass eine Freundschaft nicht von Erwartungen, Entschuldigungen, Enttäuschungen, Rechtfertigungen und Druck geprägt sein sollte. Es waren so viele Sachen, die ich Dir nicht vorwerfe, aber die ich anders sehe. Ich werfe sie mir auch nicht vor, nicht mehr. Ich habe oft überlegt, ob ich jetzt falsch bin, verändert, nicht mehr ich selbst. Aber seit Jahren habe ich das Gefühl, so sehr ich selbst zu sein wie nie vorher. In einigen Tagen werde ich 30 und auch wenn vieles anders ist, als ich es geplant hatte, bin ich glücklich und dankbar für alles. Das gilt für die Vergangenheit genauso wie für die Gegenwart. Und ich danke Dir für alle wunderschönen Momente, die wir miteinander hatten, es waren wirklich viele. Ich will, dass es Dir gut geht, dass Du glücklich bist und du selbst. Aber ich kann nicht mehr dabei sein. Ich denke, das ist das beste und ich hoffe, Du siehst es ähnlich.
Deine Julie