Was tut man, wenn das Geld am Monatsende knapp wird? Auch ohne entsprechenden Ratgeber (es gibt z.Z. so viele Bücher über billiges Leben!) ist schnell klar: no Neko Case-Conzert for me. Stattdessen gönne ich mir die kostenfreie Veranstaltung im großen Buchladen am Union Square. Dort gibt es regelmäßig Gig-Lesungen, sie nennen es “Authors & Artists”: Jeweils ein Vertreter der jeweiligen Berufsgruppe findet sich für eine Stunde in der obersten Etage dieses Buchladens ein, redet mit einer Moderatorin über die eigene Arbeit, fragt auch mal den Anderen und zwischendrin liest der Autor und musiziert der Musiker. Ben Folds war schon da, zusammen mit Nick Hornby und auch Nick Zinners von den Yeah Yeah Yeahs, der ebenfalls mit Freunden ein Buch geschrieben hatte. Die Autoren und Künstler müssen sich allerdings nicht unbedingt kennen, so wie im aktuellen Fall Case/Showalter. Diese Kombination ist vor allem auf Kurzweiligkeit ausgelegt, das einzig Langweilige ist das Warten vorab, das Besetzen der guten Plätze im sich schnell füllenden Obergeschoss. Anders als bei Konzerten sitzt man dabei und ich bin mittlerweile in einem Alter, in dem ich das sehr zu schätzen weiß. Eine Angestellte des Buchladens erklärt dann die Regeln: sitzen bleiben, schön klatschen, keine Blitze – denn das Ganze wird später als Video ins Netz gestellt. Das Interview-Lesungs-Konzert scheint auf den ersten Blick genauso strukturiert abzulaufen, die Moderatorin hat einen Notenständer für ihre Fragen vor sich aufgebaut, wird dann aber zum Glück vom zum Scherzen berufenen Comedian Michael Showalter aus dem Konzept gebracht. Der war wohl mal bei MTV, hat in einigen Filmen mitgespielt und erzählt jetzt, wie er das obligatorische Buch obendrauf packte. Er wirkt fast unsympathisch, ist aber ganz lustig, genau wie die Stellen, die er aus seinem Buch “Mr. Funnypants” vorliest. Neko Case sitzt neben diesem Spaßvogel etwas zurückhaltend auf ihrem Stuhl, blinzelt in die Scheinwerfer und variiert ihre Frisur von offen zu Pferdeschwanz zu Dutt und zurück im Minutentakt. Dann darf sie auch ein bisschen erzählen, leider nur im engen Rahmen der Fragen – wie entsteht ein Song, wie lange dauert das, was inspiriert dich – blablabla. Man möchte danach noch ein Bier mit ihr trinken gehen, um ihr die viel wichtigeren Fragen zu stellen, denn Zuschauereinwürfe sind leider nicht erlaubt. Sie spielt dann vier Songs, fast ein halbes Konzert rechne ich mir aus, und wenn sie nicht vorher schüchtern sagen würde, sie könne das mit den hohen und tiefen Tönen live nicht so gut, wäre es perfekt, trotz der ekelhaften Helligkeit. Wow. Die Stunde ist dann auch schon um, man könne sich Bücher und CDs signieren lassen, ruft die Organisationsdame, dafür bitte sitzen bleiben, die Reihen würden dann nacheinander aufgerufen zum Anstellen. Ich denke kurz darüber nach, meinen iPod signieren zu lassen, überlege es mir aber anders und gehe schnurstracks vor die Tür, um eine zu rauchen. Für das kleine Bisschen Gefühl von Rock’n’Roll.