Immer schimpfen sie alle über München – zu sauber, zu glatt, zu langweilig. Die Wohnungen sind auch so teuer und überhaupt könne man sich ja gar nichts leisten da. Wer nach München zieht, einfach so, weil er sich die Stadt ausgesucht hat, muss sich rechtfertigen. Warum so weit weg von zuhause? Und warum nicht Berlin? Ich habe viel erklärt, aber damit ist jetzt Schluss. Ab sofort werden sie in den Biergarten geschickt, dann ist Schluss mit der Fragerei. Denn der Biergarten vereint all das, was gut ist an München.
1. Er ist schön. Malerisch fast, wie die vielen Bierbänke da unter den Kastanien stehen, der Himmel im besten Fall weißblau (ganz wichtig, nicht blauweiß) und die Sonne macht ein güldenes Abendlicht zum Feierabend.
2. Er ist für alle da. Menschen, Hunde, Familien, Freunde, Alte, Junge, Kinder. “Hier sitzt der Bänker neben dem Bauarbeiter” heißt es immer, ist auch genau so. Man muss sich ja mit dem Bänker auch nicht unterhalten. Aber…
3. Smalltalk. Etwas, das ich unglaublich gerne an München mag: man redet miteinander. Als irgendwie Sachse stehe ich da unglaublich drauf, mit wildfremden Menschen über Wetter, Hund und die Qualität des hiesigen Obatzden (?) zu reden. Dem Mann ist es dabei zwar immer peinlich, wenn ich nicht “S’Gott” sage, aber ich habe festgestellt, dass man hier auch hochdeutsch sprechenden Menschen gegenüber sehr nett ist.
4. Es ist gar nicht alles so teuer wie sie immer sagen. Ja, das Bier kostet an die zehn Euro pro Mass, aber dafür kann ich mein komplettes Abendbrot von zuhause mitbringen. Das fand ich beim ersten Mal Biergarten am Allerniedlichsten, wie sie alle da saßen mit Tupperdosen, Tellern, Besteck und – ganz wichtig – Tischdecke. Das ist dann auch nicht anders als auf dem Balkon, nur dass es mehr zu gucken gibt. Und wie man sehen kann: die Tischdecke habe ich jetzt auch, selbstgenäht wohlgemerkt.
5. Lichterketten.
Die Liebe zum Detail. Es sich schön machen, auch wenn das Leben viel zu oft ne dumme Nuss ist. Das ist für mich München. Ich glaube, hier bleib’ ich noch ne Weile.