Ich hätte mich jetzt nie als große Kennerin der Ost-Musik bezeichnet, aber zumindest habe ich die meisten Lieder irgendwann schonmal gehört. Und dann gab’s im Sommer die “100 besten Ost-Songs” bei meinem Arbeitgeber radioeins und ich habe – neben einigen Grausligkeiten – noch ein paar echte Perlen entdeckt. Sandow zum Beispiel, eine Band aus Cottbus, waren mir komplett unbekannt, weil ich für Subkultur damals noch zu jung war und das später nicht in die Ostalgie-Schublade passte. Ich habe ihn also 30 Jahre nach Entstehung entdeckt, liebe ihn jetzt sehr und pfeiffe immer diese drei Noten, die sich durchs Lied ziehen. Ein Ohrwurm, den ich nicht mehr loszuwerden scheine und ich bin nicht böse.

Dieses Lied ist der KNALLER!

“Katarina Witt!”

Ansonsten bin ich schon die ganze Woche sehr emotional, was dieses Jubiläum heute angeht. Berlin ist voller Gedenken, ich war vorgestern in der ehemaligen Stasi-Zentrale, die in ihrer Wuchtigkeit schon furchterregend ist und gestern hatten wir im “Schönen Morgen” ganz viele Hörer im Programm, die erzählt haben, wo sie am 9. November ’89 waren. Es scheint, als hätte jeder, der nur ein paar Jahre älter ist als ich, eine wahnsinnig gute Geschichte zu erzählen und ich hatte durchweg Gänsehaut. Da ist das Gefühl, Viele würden zum ersten Mal so richtig erzählen und Viele zum ersten Mal so richtig zuhören. Vielleicht liegt es am Abstand, 30 Jahre sind ja eine ganze Generation, vielleicht aber auch an der Notwendigkeit, die zu spüren ist, dass wir das mit der Einheit jetzt mal lieber hinkriegen sollten. Ich hoffe einfach, dass wir alle auch nach dem Jubiläum genau so weiterreden und zuhören wie in diesen Tagen. Deswegen liebe ich zum Beispiel das Projekt “Wir sind der Osten”, nicht nur weil ich mitgemacht habe, sondern weil es eine andere Seite “der Ossis” zeigt und dieses Wort können wir jetzt bitte auch begraben. Natürlich geht es nicht nur um Image – ich grüble immer noch, was man gegen die aktuellen Wahlergebnisse unternehmen könnte – aber es geht ums Sichtbar machen, und zwar des ganzen Spektrums.

Achso, ich lag am Abend des 9. November natürlich im Bett, ich war sieben. Meine Eltern standen am Küchenfenster unserer Plattenbauwohnung in Brandenburg-Hohenstücken und schauten Richtung Berlin und konnten es nicht fassen. Bei uns daheim lief keiner jubelnd rum, weil die Mauer fiel, auch in den Tagen danach nicht, meine Eltern waren eher erschrocken und wussten nicht so recht, was sie damit anfangen sollten. Kein Wunder auch, mein Vater war NVA-Soldat und beide haben mir später erzählt, sie haben sich nicht unbedingt gewünscht, dass die Mauer fällt. Bei all den Euphorie-Erinnerungen finde ich das wichtig zu erwähnen. Ich selbst erinnere mich noch an unseren ersten Besuch im Westen – auf dem Weihnachtsmarkt in Spandau. Alles war – Achtung, Klischee – sehr bunt und hell und ein bisschen too much. Und ja, meine Eltern haben EINEN MONAT gewartet, bis sie das erste mal die paar Kilometer rübergefahren sind!

Happy Mauerfall! Und wie Frank-Walther Steinmeier heute vorm Brandenburger Tor gesagt hat: Machen wir was draus!

(eine gute Rede übrigens, hier zum Nachlesen)

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