Das hier ist eine Antwort auf einige Texte, die gerade durchs Netz schwirren. In denen Frauen, deren Artikel oder Blogs ich gerne lesen, andere Frauen dafür schelten, dass sie bei der Hochzeit ihren Nachnamen ändern. Eine schreibt “Ich hasse meinen Freundinnen dafür…” und da war ich schon sauer. Später natürlich noch mehr, denn auch ich habe meinen Mädchennamen am Standesamt gelassen, gleich neben Konfetti und leeren Sektgläsern und bin mit dem Nachnamen meines Mannes in die Flitterwochen gefahren.

So what?!

Lieber hören als lesen? Hier gibt’s den Podcast: 

Ich weigere mich, Selbstbestimmung und Feminismus im Jahr 2018 über ganz individuelle Entscheidungen von Frauen zu definieren. Ja, es gibt Statistiken (und eine neue war der Auslöser für oben genannte Texte), aber am Ende entscheidet jede von uns selbst, OB sie heiraten möchte, WEN sie heiraten möchte und WIE sie ihn heiraten möchte. Gut, im besten Fall entscheidet sie das mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin zusammen. Und wenn am Ende dieser Entscheidungskette steht, dass man in Zukunft den gleichen Nachnamen tragen möchte, weil das total sinnfrei ist, aber sich so kuschelig gemeinsam anfühlt, dann bitte! Danke.
Bei mir war es so: Alex und ich wussten relativ schnell, dass wir heiraten möchten. Ganz gefühlsduselig verliebt und weil es doch für immer ist und alle Welt es wissen soll. Steuern haben wir damals noch gar nicht so richtig bezahlt und unseren Familien war es relativ schnuppe, die haben eher noch gewartet, wie lange das jetzt überhaupt halten wird. Ha, denen haben wir’s gezeigt! Weil “wir heiraten mal” schon zum geflügelten Wort wurde, in etwa so benutzt wie “Ich liebe dich”, habe ich ihm irgendwann einen Antrag gemacht. Sehr romantisch, recht unschnulzig, wie wir irgendwie. Oha, hieß es da von allen Seiten, DU machst den Antrag, das ist aber ungewöhnlich. Und ich weiß, dass einige auch dachten, aha, die scheint’s ja nötig zu haben. Aber jede Beziehungsdynamik ist besonders und in unserer will ich meinem Mann einfach das Gefühl geben, ehrlich und offen zu sein und für immer. Ich bin nie diejenige gewesen, die gewartet hat und tausend Andeutungen, bis endlich das geschieht, wovon man träumt und was man, ganz ehrlich, schneller hätte erledigen können. Ich bin recht ungeduldig, erwähnte ich das schon? Auf jeden Fall haben wir unsere Hochzeit geplant, ohne 80 Gäste, ohne Kutsche, ohne Kleid für tausende Euro. Unsere Hochzeit war genau die, die wir wollten. Und mir war immer klar, dass ich einen Familiennamen für uns haben möchte.

Also wurde aus Julia Janke – Julia Menger! Wahrscheinlich hätte ich Alex, wäre es mir wichtig gewesen, zu “Janke” überreden können. Aber ich mochte seinen Namen schon immer gern, Doppelnamen waren mir zu angestaubt und unpraktisch und zack, so schnell etwas stand die Entscheidung. Und oh, was ich mir auch da anhören durfte. Julia Janke, meine schöne Alliteration, einfach so weg und was sei überhaupt mit meinem Job und den Namen, den ich mir im Radio gemacht hätte?! Nun ja, ich hieß bei meinen bisherigen Jobs “Julia” oder “Juli” und arbeitete erst ein Jahr mit vollem Namen bei diesem kleinen Radiosender ohne UKW-Frequenz, ich schätzte das für meine Karriere als verkraftbar ein. Dann sprach ich mit einer älteren Kollegin und sie erzählte mir, wie es in den 1970ern absolut UNDENKBAR für eine moderne Frau war, ihren Namen aufzugeben. Es war die Zeit der Kämpfe, in der alles erarbeitet wurde, was uns heute selbstverständlich ist. Und damals hätte ich meinen Namen sicher aus Prinzip auch behalten. Aber wir kamen dann beide zu dem Schluss, dass es eben jetzt der modernen Frau entspricht, zu tun, was sie will. Weil es eben nichts mehr wirklich zu bedeuten hat, ob man seinen Namen ändert. Weil man eben nicht zeitgleich Eigentum und Hausfrau wird. Es ist die gleiche romantische Geste geworden wie das Heiraten auch, völlig unnötig, viel zu teuer, aber wunderschön!

Und so heiße ich seit dreieinhalb Jahren Julia Menger, bin immer noch beim Radio, mache sowas wie Karriere und merke gar nicht, wenn mich nochmal jemand “Janke” nennt. Weil der Name – und das war auch für mich eine Überraschung – dann doch gar nicht so essentiell im Alltag ist, wie man oft denkt. Und jetzt kommt der verrückte Twist am Ende: Denn do gesehen hätte ich auch meinen alten behalten können, wir wären natürlich trotzdem eine Familie. Habe ich aber nicht und ich wünsche mir, dass jede Frau und jeder Mann hinter Statistiken und persönliche Eindrücke schauen können oder auch einfach mal nachfragen, bevor sie Freunde verurteilen oder sogar dafür hassen, welche Entscheidung sie getroffen haben.

 

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