Wenn ich nochmal von vorn anfangen könnte, dann würde ich Fotografin werden! Sagt eine Frau zu ihrem Sohn, nachdem sie ihm erklärt hat, was ein Negativ und was ein Kontaktbogen ist. Und ich kann sie gut verstehen, zwischen dutzenden Schwarz-Weiß-Bildern, Fotorequisiten, Kameras und Notizbüchern. Seit Monaten will ich in diese Ausstellung und ich genieße sie in vollen Zügen und denke trotzdem an alle verpassten Gelegenheiten meiner nicht weiterverfolgten Hobbys. Mit 15 war ich in der Foto-AG, habe Schwarz-Weiß-Filme ohne Ende verknipst und stand viele Nachmittage in der Dunkelkammer. Und dann kam irgendwas dazwischen und ich habe nur noch sporadisch fotografiert. Es war und ist eben Arbeit, weiterzumachen und besser zu werden und sich mit der Technik so richtig tief auseinanderzusetzen. Ich sage jetzt nicht, dass ich ein berühmter Fotograf hätte sein können, aber wie auch bei all meinen klassischen Instrumenten wünsche ich mir, dass ich hier und da einfach etwas disziplinierter und hartnäckiger und vor allem auch selbstbewusster gewesen wäre. Das ist jetzt weniger traurig als es klingt, eher inspiriert mich das alles, vielleicht doch mal wieder weiterzumachen. Ich frage mich auch, wie ich Lindberghs Bilder bisher zwar kennen konnte, aber nie wusste, was er alles gemacht, geschafft und beeinflusst hat. Und genau dafür ist so eine Ausstellung da, klar. Ich wäre gerne noch Stunden geblieben, einfach weil sie so gut gemacht und die Bilder so wahnsinnig intensiv sind. Vor jedem könnte ich ewig stehenbleiben und ich wäre gerne noch Stunden geblieben.
Jeder, der sich auch nur ein kleines bisschen für Portraitfotografie oder Mode interessiert, muss unbedingt noch bis zum 31. August in die Kunsthalle gehen, die Ausstellung wurde um drei Tage verlängert. Und ich schaue mir jetzt die Doku über ihn an, die er netterweise auf seiner Seite im Stream laufen hat: Peter Lindbergh – The Eye.