Neu im Bücherregal: Ein leicht antiquiertes Buch über den Sinn des Lebens.
Dieses Buch zu lesen war kein reines Vergnügen. Das hat weniger mit ihm selbst zu tun als damit, dass ich es in der U-Bahn Stückchen für Stückchen konsumiert habe, immer für jeweils 4 Stationen. Das ist nicht lang, ein paar Seiten jedes Mal und dann wurde ich wieder rausgerissen. An Tagen ohne U-Bahn und etwas mehr Zeit hatte ich dann aber das Gefühl, dass es sich auch sehr gut in einem oder zwei Rutschen durchlesen ließe. Ob das stimmt werde ich nie erfahren, was ich aber damit sagen will: “Die Welt voller Wunder” ist kurzweilig. Auf den ersten Blick ist die Sprache recht einfach, okay auf den zweiten auch, aber wichtiger ist hier, was hinter den Worten steckt, die manchmal etwas ungewohnt gestelzt wirken, immerhin sind sie vor 50 Jahren geschrieben worden. Dieser Roman wurde nämlich im Nachlass von Nobelpreisträgerin Pearl S. Buck gefunden und postum veröffentlicht. Es war der erste, den ich von ihr gelesen habe und ich weiß auch gar nicht mehr genau, wie ich drauf kam und wo es mir empfohlen wurde. Aber immer wenn ich irgendwo eine Empfehlung lese, setze ich es auf meine Amazon-Wunschliste und kaufe die dann nach und nach ab. Und zufällig passt “Die Welt voller Wunder” (“The Eternal Wonder”) gerade gut zu meinem Leben. Es geht zuerst um ein Baby, das dann recht schnell wächst, und im Prinzip ist es die Lebensgeschichte eines hochbegabten Jungen und seines Entdeckens der Welt inklusive vielen philosophischen Passagen. Die Handlung ist gar nicht mal so wichtig, holpert gegen Ende aber ziemlich. Man merkt dem Buch an, dass es nicht so recht fertig geschrieben wurde, zumindest nicht von der Autorin selbst. Manche sagen, es sei ihr schlechtestes, weil nicht ordentlich redigiertes Buch, aber sie scheint eine wirklich gute Autorin zu sein, das schlechteste ist nämlich noch ziemlich gut.
Meine Lieblingsstelle kommt ganz am Ende:
Die Welt wird zu klein für uns, als dass wir die Menschen noch länger nach Herkunft und Hautfarbe beurteilen können. Im letzten Jahrhundert haben wir die Reisemethoden, mit denen die Durchquerung des Landes Monate gedauert hat, weiterentwickelt und infolgedessen die Zeit, und damit auch die Distanz, auf Wochen, Tage und nun schon Stunden verkürzt. Wenn wir weiterhin die Reisemethoden so sehr beschleunigen, was wir sicher tun werden, dann müssen wir uns schon bald nicht mehr bewegen, um von dem einen Ort an einen anderen zu gelangen. Und genauso müssen wir auch den antiquierten Wunsch, Mitglied einer kleinen, durch Herkunft bestimmten Gruppe sein zu wollen, aufgeben und alle Teil der einen großen Gattung werden, der Gattung Mensch.
Ich habe es gern gelesen, mir gefallen die Gedanken und die Stimmung dieses Buches. Pearl S. Buck merke ich mir auf jeden Fall für später noch und gebe dieses Buch in ein paar Jahren vielleicht meiner Teenager-Tochter zum Lesen.
Pearl S. Buck: Die Welt voller Wunder
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