Es sind ja gerade alle ganz wild auf Hygge, diese zelebrierte dänische Gemütlichkeit, die man sich zu Hause zaubert, wenn es draußen besonders usselig ist. Ich nehme an, dass das in Dänemark in etwa so lange der Fall ist wie bei uns. Ich mag den Winter wirklich gern, aber im Januar wird es mit der Dunkelheit dann doch etwas zäh. Wann war nochmal das letzte Mal Sommer?
Auf jeden Fall brauche ich ein bisschen Hygge, noch mehr Gemütlichkeit als sowieso schon, und deswegen habe ich die Kerzen wieder rausgeholt. Meine Wohnung erinnert mich aktuell an mein Teenager- oder auch später WG-Zimmer, voll mit Teelichtern, Kerzen in verschiedenen Größen auf dafür vorgesehenen Haltern oder ohne. Ich weiß gar nicht, wie sich die Pause ergeben hat, weil ich es auch zwischendurch immer sehr gemütlich mochte, aber sie war sehr lang. Bis auf eine einzelne, überteuerte Duftkerze war da lange kein Leuchten im Haus. Lichtquellen überall, es war schon wirklich gemütlich, ja, aber dieses Feuerlicht, das ist schon was Besonderes, das kann nicht imitiert werden. Obwohl es bei dm schon LED-Flackerteelichter gibt, total verrückt, sie flackern wirklich. Für den Lampionumzug ist das okay, aber nicht für zuhause. Denn es gibt ja nichts besseres als dieses warme – echte – Zucken der Flamme, diese Schummrigkeit und dazu diesen Duft, ein bisschen verkohlt und wachsig.
Ich habe es also scheinbar vermisst, denn letztens kaufte ich bei Ikea tatsächlich mal wieder eine Packung Kerzen. Oh Klischee, dich hatte ich ja schon lange nicht mehr bedient. Dann musste ich erstmal Streichhölzer kaufen, verdammter Nichtraucherhaushalt, und jetzt laufe ich jeden Abend zehn Minuten durch die Wohnung und zünde Kerzen an. Zusammen mit diversen Lichterketten und kleineren Lampen sieht es bei uns zuhause jetzt aus wie in einer extrem kuschligen Höhle. Ich liebe es!
Ürigens gehört zu Hygge neben dem richtigen Licht noch Wohlfühl-Essen und -Aktivitäten. Eine richtige Definition gibt es nirgends. Das Ziel ist Entspannung und Wohligkeit und das Gefühl, zu Hause zu sein. Sorgen bleiben draußen, drinnen ist alles gut. Ein bisschen Biedermeier also gepaart mit Ikea-Kerzen, Kuschelsocken und einer Folge Chef’s Table bei Netflix und/oder einem großen Tisch mit Kartoffelsuppe und Rotwein drauf und lieben Menschen drumherum. Es klingt ein wenig kitschig, das gebe ich zu, aber Hygge ist ja nichts, was man 24 Stunden am Tag durchziehen kann, eher so zwei bis vier und da ist die Idee dann schon wieder sehr, sehr gut. Hygge bedeutet außerdem, nett zu sich selbst zu sein, was mich sanft an meine Vorsätze fürs neue Jahr erinnert. Es gibt Hygge-Bücher, aber ich glaube, wir können das alle auch ganz gut alleine hinkriegen.

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