Das ist der Satz, den mir meine Mutter pünktlich zum 21. Dezember sagt oder per SMS schickt. “Es geht wieder bergauf!” Dazu ein Sonnen-Emoji und/oder ein Daumen nach oben, denn es ist geschafft. Der dunkelste Punkt des Jahres ist erreicht und ab sofort werden die Tage wieder länger, es wird heller, freundlicher und wärmer irgendwann. Und die Gewissheit, dass auf Dunkelheit immer Licht folgt, macht mich zuversichtlich, auch wenn dann doch noch ein paar dunkle Monate kommen.
Ich fange jetzt hier gar nicht mit Analogien an, dunkel und hell und gut und böse. Ich habe nämlich auch keine Ahnung, ob 2017 wieder alles in Ordnung sein wird, ob es besser wird. Wahrscheinlich nicht. Denn es ist ja so, dass wir auf so einem hohen Plateau der Gemütlichkeit und des Wohlstands leben, dass das alles so anfällig ist für Störungen, dass bergauf eine immer unwahrscheinlichere Sache ist. Im Radio haben sie heute gesagt, dass das System der Versicherungen eher eine soziale Abmachung ist, als eine Garantie dafür, dass einem nichts passieren wird. Nun bin ich immernoch ein grenzenloser Optimist und ich glaube immernoch an das Gute, aber leicht wird es einem nicht gemacht. Ich bin zwar nicht der Meinung, dass 2016 das schlimmste Jahr überhaupt war und – ganz ehrlich – tote Musiker lassen mich etwas kalt, das passiert eben, vor allem im letzten Lebensdrittel, aber wenn ein Idiot der nächste Präsident der USA wird, dann komme ich auch fast zwei Monate später immer noch nicht darüber hinweg und hoffe sehr, dass es alles nicht so schlimm werden wird, wie kluge Menschen es befürchten. 2016 war tatsächlich ein gutes Jahr in vielerlei Hinsicht – hier stehen 99 Dinge, die dafür sprechen: Noch nie waren so wenige Menschen hungrig, wir benutzen weniger Plastiktüten und die Menschen spenden so viel wie noch nie… und so weiter. Ich habe also keine Lust, mich dieser Weltuntergangsstimmung hinzugeben, vielleicht weil alles nicht so schlimm ist, vielleicht weil alles schonmal viel schlimmer war und vielleicht auch, weil ich meiner Tochter so sehr wünsche, dass es doch immer wieder ein Stückchen bergauf geht mit dieser Welt.
Ich wollte mich an dieser Stelle eigentlich auch nur in die Weihnachtsferien verabschieden. Die Geschenke sind verpackt, die Koffer auch, der Mietwagen steht vor der Tür. Morgen fahren wir fünf Stunden (vielleicht schaffe ich auch viereinhalb) bis nach Sachsen und nach ein paar Tagen dann rüber nach Franken. Wir haben viele Termine, denn wir haben eine große Familie und auch, wenn Weihnachten bei uns immer Stress bedeutet, freue ich mich auf alle und alles. Es ist Ninas erstes richtiges Weihnachtsfest und auch wenn sie mir heute den letzten Nerv geraubt hat, weil sie jedes Shirt, das ich in die Koffer geräumt habe, direkt wieder rausholte, über den Boden (und damit durch viele Hundehaare) schleifte und das Packen dadurch eeeewig gedauert hat, weiß ich, dass es das beste Fest aller Zeiten werden wird und dass es die nächsten Jahr nur noch besser werden wird. In diesem Jahr hat sie vielleicht das Prinzip Adventskalender ein bisschen verstanden und übt sich schon im Kerzen auspusten, aber im nächsten Jahr erzählt sie mir schon, was sie sich wünscht und welche Lebkuchen ihr am besten schmecken (die mit Schokolade natürlich). Ich kann gar nicht anders, als mich darauf zu freuen, genau wie heute über die Menschen, die in Berlin zusammen gesungen haben… Vielleicht haben wir ja Glück.