Was für ein Jahr! “The best is yet to come” habe ich im Januar geschrieben und so kam es dann auch. 2015 ist das Jahr gewesen, in dem ich meinem Körper dabei zugesehen habe, wie er ein Kind fabriziert und es dann auf die Welt gebracht hat. Ich habe da ehrlich gesagt aktiv nicht viel getan, außer ein paar Monate lang keinen Alkohol zu trinken. Hier könnte der Jahresrückblick auch schon enden, reicht eigentlich, aber nein, es war auch um den dicken Bauch herum ein durchaus gelungenes Jahr, das allerdings auch ein paar Schläge in die Magengrube zu bieten hatte. Mein Leben, eine Achterbahn, so muss es sein.
Es war das Jahr, in dem mir die privaten Probleme mal wieder sehr klein vorkamen im Vergleich zum großen Ganzen, das da außerhalb unserer Heile-Welt-Schneekugel immer wieder ex- und implodierte. Um das Ohnmachtskribbeln loszuwerden war auch ich helfen, in der Kleiderausgabe der Bayernkaserne hier in München. Es war im Februar, es lag Schnee und mir gegenüber standen hochschwangere Frauen in Flip Flops. Am Ende hatten sie Winterstiefel und eine Zahnbürste, auf dem Heimweg habe ich geweint und bin dann nie wieder hingegangen. Ich habe Ausreden dafür gefunden, klar, haltbar ist keine so wirklich.
Es war das Jahr, in dem der Mann bemerkte, dass ich anders war noch bevor ich etwas wusste. Oder eigentlich ahnten wir es beide und sagten nichts, weil es doch ganz schön verrückt ist, wenn der Plan wirklich aufgeht. Schwanger. Eltern. Wir. Hysterisches Lachen (siehe Bild oben), “Ach du meine Güte!” und darauf erstmal ne Weinschorle! Das ganze Jahr war geprägt von dem, was da in mir gewachsen ist (immer noch ein absurder Gedanke), anfangs mussten wir dicht halten, was mal mehr, mal weniger (Mama!) gelang. Es allen sagen, war super, genau wie dem Bauch beim Wachsen zuzusehen, der erste Kick und alles drumherum. Alles ging gut, Nina ist da und wie zu erwarten war, ist das Ganze eins der verrücktesten Dinge, die ich jemals erlebt habe – allerdings, und das kam überraschend, so verrückt dann auch wieder nicht, weil ich mir nie fremd war und das jetzt einfach alles zu mir dazu gehört, das Mamasein, genau wie die paar grauen Haare, die mir währenddessen gewachsen sind (und die ich färbe, zu viel erwachsen werden muss ja auch nicht sein!). Jetzt, wo sie da ist, denke ich mir manchmal, dass man das schon hätte eher machen können, weil eben nicht die Welt Kopf steht danach und immer noch Zeit genug bleibt für alles, was schon vorher wichtig war. Andererseits hätte ich dann nicht SIE hier, die mit den langen Wimpern und dem breiten Lachen, die so gut riecht und den Wirbel direkt mittig auf der Stirn hat, die mit den großen Zehen und den Grübchen, die, die mir zuzwinkert mit einem Auge, während sie mir an der Brust hängt. Das wäre doch auch doof gewesen!
Es war das Jahr, in dem mein Großvater starb. Es kam plötzlich, so plötzlich es mit 80 Jahren kommen kann, und ich bin so froh, dass wir diesen runden Geburtstag kurz vorher noch im ganz großen Stil gefeiert haben, inklusive Enkelchor und vieler schwarz-weißer Fotos und Geschichten. Solange ich denken kann, habe ich ihn geliebt. Er hatte immer Fanta und Tic Tacs im Auto, wenn er uns vom Bahnhof abholte, er kannte jeden Baum und jedes Tier, er war der beste Kreuzworträtsler und hatte die stärkste Hände, die ich jemals sah und drückte. Er war fleißig und liebevoll, großzügig und bescheiden. Er hat geweint vor Rührung, als wir für ihn sangen an seinem Geburtstag und das lässt mich daran glauben, dass er wusste, wie sehr er zurückgeliebt wurde. Ich habe seine Stimme noch im Ohr, ich hoffe, sie bleibt da für immer hängen.
Es war das Jahr, in dem ich durch die türkisblauen Buchten von Menorca geschwommen bin und in einem Restaurant am Hafen den besten Tintenfisch der Welt gegessen habe. Das Jahr, in dem ich als Trauzeugin ein französisches Dokument unterschrieben habe und sehr glücklich war für andere. Das Jahr, in dem ich nur einmal High Heels trug und sie bereits nach fünf Minuten wieder auszog (es waren die gleichen, die bei meiner Hochzeit letztes Jahr soooo bequem waren, stundenlang). Das Jahr, in dem wir unseren Sommerurlaub bei unseren Müttern verbrachten und an unserem Hochzeitstag eine Reise in die Vergangenheit machten, Leipzig, heimlich, ohne jemandem Bescheid zu sagen (sorry!) und überall dort waren, wo Wichtiges passiert war und noch viel verliebter als je zuvor. Das Jahr, in dem wir uns langsam daran gewöhnen, “mein Mann” und “meine Frau” zu sagen. Es war auch das Jahr, in dem wir das erste Mal in über vier Jahren von München aus nach Italien fuhren, (endlich!), und es hat sich so gelohnt.
Es war das Jahr, in dem ich beruflich nicht so richtig vorangekommen bin, nicht so wie ich das wollte jedenfalls. Mir geht das alles immer viel zu langsam und es passiert zu wenig, schnell kommt Routine und die langweilt mich wie verrückt. Ich weiß, dass ich daran vor allem selber Schuld bin und die nächsten Elternzeitmonate werde ich auch damit verbringen, rauszufinden, was ich da anders machen könnte. Ein Jahr, in dem ich aber durchweg viel geschrieben habe hier, so richtig regelmäßig, wie ich’s mir vorgenommen hatte. Das kann so weiter gehen! Ein Jahr, in dem ich allen, die hier, genau hier, sind, ganz laut fürs Lesen und Kommentieren danke, für liebe Mails und gute Anmerkungen! Kommt bitte immer wieder, das macht mich happy.
Es war das Jahr, in dem mir mein Papa sagte, dass er sich keinen besseren Mann für mich hätte wünschen können, als diesen hier. Das Jahr, in dem wir Eltern wurden (nochmal: yeah!) und eine jetzt vierköpfige Familie. Ein Jahr mit unzähligen Spaziergängen mit dem besten Hund der Welt, vielen Lieblingsliedern, einem langen, heißen Sommer, mit Schwimmbad und Drinks auf dem Balkon. Ein Jahr voll schöner To Do-Listen, mit sehr viel Chia-Pudding und noch mehr Eis, im Biergarten, mit alten und neuen Freunden, allesamt ein großes Glück. Einmal mehr habe ich mir gewünscht, dass wir doch alle in einer Stadt wohnen würden, wenigstens in einem Land. Ein Jahr, in dem ich für einen kleinen Award nominiert war, nicht gewann, mich aber trotzdem freute. Insgesamt ein rundes Jahr, im wahrsten Sinne, ein Jahr, das mehr verspricht und das den Boden bereitet für noch mehr Überraschungen, große und kleine. In diesem Sinn:
Guten Rutsch, Ihr Hasen und Prost!
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Und hier gibt es die Rückblicke von 2010, 2011, 2012, 2013 und 2014