Also sitze ich hier, auf der Bettkante im dunklen Schlafzimmer, nur das kleine Nachtlicht schimmert. Es schaut lustig aus, wie ein kleiner Geist mit geschlossenen Augen und einem Lächeln im Gesicht. Babies brauchen gar kein Nachtlicht, habe ich gelesen nachdem ich den Geist bestellt hatte, aber egal. Ein bisschen sieht er aus wie sie, die in meinem Arm liegt. Eingewickelt in ein großes Tuch ist sie, so dass sie die Arme nicht bewegen kann, pucken nennen sie das und so grausam es klingt, es hilft ihr sich zu beruhigen, wenn das mit der Müdigkeit einfach zu viel wird. Müde sein ist schlimmer als Hunger oder eine volle Windel, scheint mir, das Schluchzen dann immer besonders elend, das Weinen besonders laut. Dann hilft das Tuch und einer unserer Arme und ihr Kopf ganz nah an einem unserer Herzen dran. Abends muss es dunkel sein dazu, und leise, der Tag war aufregend genug, es reicht, glaube ich sie denken zu hören. Dann wird das Weinen weniger, bis nur noch kleine Seufzer voller Selbstmitleid übrig sind, die dann in leises Schnarchen und Schmatzen übergehen. Das fühlt sich nach Superkräften an, ich hab geschafft, dass sie endlich entspannen kann und schläft. Und dann sitze ich im Dunkeln auf der Bettkante, lese am Telefon ein paar Seiten Buch, höre auf ihr Atmen und lege sie dann langsam in ihr Bett. Im Wohnzimmer angekommen, sagt der Mann, dass sie jetzt schon ganz schön groß sei, so ganz alleine im Dunkeln schlafend und dann schauen wir ihr über den kleinen Überwachungsmonitor beim Atmen zu. Und dann erwacht sie Minuten später, liegt eine Weile so da und wimmert dann leise. Und ich denke, gut, dass im Buch steht, dass das mit der Erziehung erst später losgeht und dass man sie noch nicht verwöhnen kann, im negativen Sinn, in diesem Alter, wo nichts steht von Schreien lassen und nicht immer hochnehmen. Und dann nehme ich sie ganz nah ran an mich, lege mich neben sie ins Bett und sage ihr, dass alles gut wird, dass ich bei ihr bin. Und dann bin ich halt um neun im Bett heute, auch mal schön. Und Zeit zum Lesen. (Gerade: “Mona” von Alexander Gorkow)