Der Hund und ich, wir sind ständig auf der Suche nach neuen Parks, Seen und Wäldern in und um München und trotzdem sind wir einem ganz besonders treu: dem Olympiapark. Der liegt gleich ums Eck, ist groß und weitläufig und schaut an vielen Stellen aus, als würde gleich ein Teletubbie um die Ecke biegen.
Ein Spaziergang.
Wir starten immer an der Straßenbahnschleife, durch die aber äußerst selten eine Tram fährt. Das Ganze hat etwas von Brache und generell wirken die Ränder des Olympiaparks angenehm vernachlässigt und runtergekommen. Noch. Wird auch sicher nicht mehr lange dauern bis hier noch mehr Serviced Apartment-Gebäude ringsum hochgezogen werden.
Aber weg von den Baustellen, rein in den Park. Es gibt hier eine neue Skateboard-Anlage, da hinter dem Geländer, nicht spektulär, aber meistens gut besucht. Und gut bebellt von Elliott, den das Geräusch von Skateboards auf Asphalt ganz wuschig macht, genau wie das von Rollkoffern. Schnell weiter, richtig rein in den südlichen Teil Richtung Brache mitten im Par. Auf dem riesigen Schotterfeld wird im Sommer das Tollwood aufgebaut und im Frühling und Herbst ab und zu ein Zirkuszelt. Im Winter fahren Kinder den Hügel runter, wenn Schnee liegt, der ist hier nicht ganz so steil wie der Olympiaberg. Der Hund bleibt übrigens oft so stehen, posierend, mit Blick in die Weite. Keine Ahnung was er da sieht, aber gut schaut er dabei aus.
Es geht weiter Richtung See, Turm und Stadion. Über die Dachkonstruktion kann man ja Touren buchen und dann an Seilen gesichtert da oben langwandern und dann per Zipline runterdüsen. Ja genau. Wir laufen lieber drunter durch und Elliott macht an dieser Stelle immer einen Abstecher in den See, der sich hier ganz idyllisch an den Hügeln langschlängelt. Trotzdem – an jeder Ecke sieht der Olympiapark unecht aus. Grün hin, Bäume her und auch die Wildblumen können den Eindruck nicht wegblühen. Parks sind ja immer künstlich angelegt, aber selten sehen sie dann auch rund-hügelig und niedlich aus. Auch wenn sich das in den letzten Jahrzehnten alles etwas verwachsen hat, bleibt es allein wegen der Architektur eine Zeitreise in die Siebziger. Nicht das Schlechteste, finde ich. Ach, und unter dem Olympiaberg liegt Kriegsschutt, hat mir letztens eine ältere Frau erklärt. Gras drüber mittlerweile.
Über die Fußgängerbrücke über den Mittleren Ring geht es rüber zur Studentenstadt, in der ich noch nie Studenten gesehen habe, aber wahrscheinlich sind die alle immer fleißig in der Uni tagsüber. Als Plattenbaukind fühle ich mich hier sehr zuhause. Ringsum sind Fußballfelder und Tennisanlagen und – Kontrastprogramm – die BMW-Welt.
Zurück auf die andere Seite des Parks und hoch auf den Olympiaberg. Hier gibt’s nicht nur einen kleinen Biergarten, sondern bei guten Wetter auch einen direkten Blick auf die Berge und immer genug Touristen zu beobachten. Der Hund und ich sind jetzt schon relativ kaputt und zufrieden, ruhen uns eine Runde aus und genießen die Aussicht. Wenn uns jetzt ein Hund entgegenkommt, wird er meistens ignoriert, zum Spielen hat Elliott jetzt keine Lust mehr.
Da hinten steht unser Haus, da laufen wir jetzt wieder hin, den Berg runter, am Zirkus vorbei und wieder durch die Favellas des Olympiaparks, die hier an dieser Stelle zu einem Gemeinschaftsgarten wurden. Am Anfang wollte ich da mal mitmachen, jetzt nehme ich es mir nicht mal mehr vor, hab ja auch eigene Tomaten auf dem Balkon mittlerweile. Aber ich schaue gerne durch den Zaun, was gerade wächst und welche Hochbeete neu angelegt wurden.
Das letzte Stück nach Hause führt dann wieder durch Häuserblocks, ich muss Elliott mittlerweile fast hinter mir herziehen, so anstrengend war das Hund sein wieder. Bald können wir wieder joggen gehen, dann ist weniger Zeit für Fotos. Und im Frühling machen wir wieder Picknicks – unter der großen Kiefer, unter der wir uns vor zwei Jahren verlobt haben, der Hund, der Mann und ich.