heart

Wieder so ein Text, den es nur auf englisch gibt und den ich meiner Mutter so gerne schicken würde. Also übersetze ich mal, das Ganze ist einfach zu interessant. Und im Prinzip auch schnell zusammengefasst.

Deborah Tannen ist Professorin für Linguistik an der Georgetown Universität in Washington D.C. und hat Stunden von Mutter-Tochter-Gesprächen analysiert. Oft konnte sie da die gleichen Muster erkennen, Muster von Missverständnissen.

Die zentrale Spannung lag fast immer in diesem Dilemma:

“Mothers want to protect their daughters, so they offer advice that they think will make their daughters’ lives easier. Daughters, on the other hand, want approval from their mothers, so they interpret this advice as criticism, as proof that they’re imperfect.”

Mütter neigen also dazu, ihre Töchter beschützen zu wollen. Sie geben ihnen gute Ratschläge, auf dass das Leben der Tochter dadurch einfacher würde. Die Tochter aber will von ihrer Mutter anerkannt werden, also ist jeder Ratschlag immer auch Kritik und der Beweis dafür, dass sie, die Tochter, nicht perfekt ist. Nun bin ich kein Freund von Verallgemeinerungen und Statements wie “Mutter ist so, Tochter ist so”, aber dieser Punkt trifft bei uns mehr oder weniger zu und, ja, er führt zu Spannungen. Meistens kleinen (“Ich hab Kopfschmerzen!” – “Nimm aber nicht so viele Tabletten!”), ab und zu größeren. (Und manchmal bin ich sogar in der Lage einen guten Rat als das zu erkennen, was er ist. Manches weiß sie ja tatsächlich besser.) Da geht das Problem für Deborah Tannen erst los. Denn aus diesem grundlegenden Dilemma ergeben sich die schönsten Missverständnisse. Die Eine will perfekt sein und versteht jede Gegenrede als fundamentale Kritik, die Andere “meint es doch nur gut”. Und dass wir heute eine viel engere Beziehung zu unseren Müttern haben als frühere Generationen, macht die Sache nur auf den erste Blick einfacher. “Weil sie öfter miteinander reden, auch über persönliche Dinge, gibt es mehr Möglichkeiten, das Falsche zu sagen,” meint Tannen. Mehr Nähe geht mehr auf die Nerven.

Soweit so nachvollziehbar. Dann geht es aber um die Gründe für Spannungen und da kann ich sagen, dass Muddi und ich nicht so oberflächlich sind. Ha! Laut Tannen geht es nämlich meistens um drei Dinge: Haare, Klamotten und Gewicht. Da höre ich von ihr eigentlich nur Positives (danke), abgesehen natürlich von meinen Teenager-Piercings und meinem nicht-mehr-ganz-Teenager-Tattoo. Bei uns geht es eher um meinen an Sucht grenzenden Ibuprofen-Konsum, die falsche Wahl meiner Wohnorte und die etwas nachlässige Hundeerziehung (“Aufs Bett? Du spinnst!”), aber zum Glück nie ums Aussehen.

Zu guter Letzt gibt Deborah Tannen dann auch noch einen Tipp, wie man Mutter-Tochter-Spannungen verhindert und der zielt erstmal auf uns Töchter ab: Wir sollten anders auf Ratschläge reagieren – statt nur Kritik, auch die Fürsorge rauszuhören. Nichts leichter als dies. Und die Mütter bekommen folgende Hausaufgabe: Sie sollten auch die andere Seite sehen und Ratschläge so geben, dass sie nicht missverstanden werden können.

“Then they learn to bite their tongues. And it’s hard, but it improves the relationship.”

Amen.

Das Buch in dem die ganze Studie erklärt wird, gibt es schon eine Weile, deswegen sogar auch auf deutsch. Deborah Tannen – “Und so willst du rumlaufen?: Gespräche zwischen Müttern und Töchtern” (Mist, jetzt wo der Muttertag vorbei ist!)

Comments

comments

// Comments Off on Mutter und Tochter