Ich sollte gerade für Menorca packen und auch wenn ich packen lieber mag als auspacken, prokrastiniere ich lieber eine Runde. Vorfreude ist die schönste Freude, aber packen ist anstrengend – alles muss gewaschen (und noch schnell getrocknet) werden, ich brauche Mini-Alles von dm und wo war noch gleich der Beleg für die Mietwagenbuchung? Dabei würde ich mich schon als Reiseprofi bezeichnen, effizient und gewitzt. Hier ein paar Dinge, die ich gelernt habe vom Leben unterwegs:
1. Digital ist besser. Keiner hat die Lust und Zeit, geschweige denn einen Drucker, alle Buchungen in Papierform auszufertigen. Meistens vergisst man die Ausdrucke dann sowieso auf dem Küchentisch und weiß nicht mehr, wie das Hotel jetzt eigentlich hieß, das man schon bezahlt hat. Deswegen liebe ich Passbook und iBooks auf meinem Telefon, da lassen sich nämlich alle wichtigen PDFs und Tickets abspeichern, durchsuchen und vorzeigen. Und zur Not tut es auch die gute, alte, gespeicherte Mail.
2. Outfits packen. Es bringt halt auch was, den ganzen Tag lang Modeblogs zu lesen! Von diesen stets gut angezogenen und viel reisenden Damen habe ich nämlich gelernt, nicht alle Lieblingsteile wahllos in den Koffer zu werfen, sondern mir vorher mal zu überlegen, was denn wozu passen könnte. Ganz schön clever! Wenn ich jetzt zwei bis drei Tage verreisen würde, käme ich mit einem Handgepäck-Koffer hin, für alles drüber braucht aber auch die gut organisierte Modebloggerin einen größeren. Sie rät dann aber, nicht zu viele Schuhe und nur das nötigste Make Up einzupacken. Und alle Klamotten zu rollen, dann knittern sie nicht so.
3. Pröbchen und Minis. À propos Make Up und Beauty-Utensilien. Selbst wenn ich da nur das Nötigste einpacken täte, es würde den Koffer sprengen, denn diese Flaschen und Dosen haben aus unerfindlichen Gründen enorme Größen angenommen. Nicht von allem gibt es die (völlig überteuerte) Mini-Variante zu kaufen und deswegen bin ich zu einem leidenschaftlichen Pröbchen-Sammler geworden. Bodylotion, Shampoo, sogar Parfum lässt sich so im Gepäck einsparen und beim Rückflug ist dann sogar noch mehr Platz für Souvenirs.
4. Sicherheitskontrolle austricksen. Oh, was für schöne Taschenmesser ich dort schon abgegeben habe und oh, wie viel Geld ich schon für Getränke im Duty Free bezahlt habe. Aber nicht mehr! Erstens sagte mir mein am Flughafen arbeitender Vater letztens, dass kleine Taschenmesser wieder erlaubt sind (nicht größer als die Hand sollten sie sein) und zweitens nehme ich jetzt immer einen kleine, leere Wasserflasche mit, die ich dann auf der Toilette mit Leitungswasser fülle. Das mag knausrig wirken, aber irgendwo muss man ja sparen.
5. Besser ist besser. Meine Freundin Katharina hat mir viel beigebracht, unter anderem die Kunst des Upgradens. Meistens besteht sie nur im Nachfragen (“Hätten sie vielleicht ein Zimmer mit einem Doppel- statt zwei Einzelbetten?” – das ist dann oft auch schöner, oder: “Wir hätten gerne ein Zimmer, das weit weg vom Fahrstuhl ist.” – immer besser), machmal aus Flunkern (“Beim letzten Mal wurde mir ein Upgrade versprochen, weil etwas schief gelaufen ist.”). Wem Dinge schnell unangenehm sind, der muss sich etwas zusammenreißen, aber ich hab’s auch gelernt und eine 50/50-Erfolgsquote gibt Katharina recht.
So, ich werde dann mal weiter packen (oder besser: anfangen) und freue mich darauf, schon morgen genauso entspannt wie die Frau im roten Bikini im Mittelmeer zu treiben.
Illustration: Belhoula Amir (auf dem Cover des sehr schönen Buches “The Vacationers”, gerade auf deutsch erschienen als “Ein Sommer wie kein anderer“)