Ich habe die Berge gesehen! Während ich da lag und mich entspannen sollte und mir einen schönen Ausblick vorstellen sollte, puff, erschienen da die Alpen, davor der Ammersee. Ich habe die Berge gesehen, nicht das Meer, nicht die Elbwiesen und keine Braunkohlebagger. Und genau das habe ich heute gebraucht, nach einem langen Wochenende in Sachsen, nach dem ich mich mal wieder gefragt habe, ob es nicht einfacher und auch billiger wäre, wieder in Leipzig zu wohnen. Viele Freunde sind noch hier, die Familie nicht weit und eine 3-Zimmer-Wohnung mit Stuck gibt es für unter 1000 Euro. Immer wenn ich zu Besuch bin, ist es schön, vertraut und gleichzeitig eine Reise in die Vergangenheit. Zehn Jahre lang habe ich alles gesehen, was es zu sehen gab und als da nichts Aufregendes mehr zu erwarten war, bin ich weg. Ich habe es nie bereut und trotzdem denke ich immer wenn ich hier bin, ob zurückgehen eine Option wäre. Diese Phasen habe ich ab und zu, hin- und hergerissen zwischen alt und neu und deren Leben und meinem. “Heimatlos” nennt mich meine Mutter und wünscht sich, dass zwischen uns nicht vier Stunden Autobahn liegen würden. Aber was sind schon vier Stunden? Und selbst wenn ich diese eine Heimat hätte, möchte ich da mein Leben lang wohnen? Länger als zehn Jahre habe ich bisher nirgendwo gelebt, das hat sich als guter Rhythmus rausgestellt und München ist die erste Stadt, bei der ich mir vorstellen könnte, die 10-Jahre-Regel zu brechen. Diese Stadt passt zu mir und uns und allem, was wir gerade sind. München war so gut zu uns, wunderschön ist es hier und drumherum und dazu ist die Stadt voller toller Menschen, die ich noch nicht fertig bin alle zu finden. Und aus unserer jetzigen, bezahlbaren Wohnung ziehen wir einfach nie wieder aus.
Ich mag es hier, ich will nicht weg, aber wie gesagt, es gibt so Phasen. Und dabei gehörte ich nie zu denen, die nur wegen der Arbeit weggezogen sind und schleunigst wieder heim wollten. Ich verstehe es selber oft nicht so ganz. Und dann sehe ich die Berge. Ich soll die Augen schließen, mich entspannen und sehe blaue Zacken mit weißen Spitzen, die sich im See davor spiegeln. Ein Zeichen, das ich heute dringend gebraucht habe.
Und dann finde ich dieses Bild hier – Living the Bavarian Dream – das ich vor Monaten mal gemacht habe und das mir einerseits immer ein bisschen zu cheesy vorkam, andererseits aber auch nicht. Ich habe dieser Stadt viel zu verdanken und heute ermahne ich mich selbst einmal mehr, genau das zu sehen und weniger auf das zu achten, was alles (noch) nicht klappt oder zu lange dauert oder woanders leichter scheint. Altbau mit Stuck, irgendwann mal vielleicht.
Illustrationen weiter oben aus Miroslav Sasek “München”