Es gibt nicht Schöneres, als den Nachmittag im Café zu verbringen. Alles, was es braucht, ist Zeit, ein gutes Buch/Magazin/Stapel Zeitungen und natürlich ein Café. Nun gibt es davon sehr viele in München, aber nur wenige haben das Zeug zum stilvoll abhängen.
Ja, ich bin eine anspruchsvolle Cafébesucherin, nur schwer zufrieden zu stellen und äußerst sensibel. Ich bin da ein bisschen wie mein Vater, der im Urlaub lieber drei Stunden nach dem perfekten Lokal suchte als sich mit etwas Minderwertigem zufrieden zu geben. Seine Kriterien habe ich nie so richtig durchschaut, meine schon.
Das perfekte Café sollte:
- gemütlich sein
- sehr guten, aber nicht zu guten Café machen
- Kuchen selber backen
- sich auch mit Drinks auskennen
- gut besucht sein
Gar nicht so kompliziert, oder? Aber es gibt tatsächlich nicht viele Cafés, die alle Kriterien erfüllen. Die meisten sind ungemütlich, was sich nur schwer definieren lässt, aber generell gilt das für alle Lokalitäten, die gefliest oder sonst wie kühl anmutend sind. Fast alle Eiscafés zum Beispiel. Es muss nun wirklich nicht plüschig sein, aber ein bisschen Schummrigkeit und Gespür für Inneneinrichtung ist mir wichtiger als der perfekt geröstete Café. Mit “zu gutem Café” meine ich übrigens alles, was mir mit Röstungswissenschaften kommt. Es tut mir leid, aber mein Café soll nicht nach Kirschen schmecken und ich möchte auch keine Fachgespräche darüber führen. Ich habe ja nichts gegen Kaffee-Nerds, aber… sie können das mit dem Café-Gefühl nicht so gut, meiner Meinung nach. Es gibt hier natürlich aus Ausnahmen. Ein gutes Café ist eben mehr als das gleichnamige Getränk, im besten Fall hält man es hier vom Frühstück bis in die Nacht aus, es ist Wohnzimmer und Bar zugleich. Beim richtigen Gefühl hilft auch noch Historie, vorausgesetzt sie wurde behutsam erneuert, am besten nicht in den 80er oder 90er Jahren. Die Lage des perfekten Cafés sollte die Nachbarschaft sein, aber so viel Glück muss man erstmal haben. Wichtiger ist, dass die Besucher stimmen. Wie in jedem guten Lokal sollten sie divers zusammengesetzt und zum Beobachten geeignet sein.
Meine Maßstäbe sind ganz eventuell etwas abgehoben, aber dafür habe ich auch eine superbe Liste Münchner Cafés im petto:
Jasmin
Hier gibt es Plüsch und zwar viel davon. Die Sofas, Tische und sogar die Bar sind original aus den 50er (das Interieur steht sogar unter Denkmalschutz), aber die Karte ist modern und der Kuchen köstlich. Das Jasmin eignet sich perfekt für Besuch, ist am Wochenende viel zu voll und abends gibt es ab und zu Kaffeehausmusik.
Jasmin, Steinheilstraße 20, Maxvorstadt
Arzmiller
Eine Omi-Café wie es im Buche steht. Mit Geschichte, vielen Torten und einer leicht angenervten Bedienung. Das Arzmiller liegt direkt um die Ecke vom Odeonsplatz und wird am besten nach zu langen Einkaufsspaziergängen aufgesucht.
Arzmiller, Salvatorstraße 2, Altstadt
Stereo
Das Stereo wurde erst im April 2014 von den Machern des Bob Beaman eröffnet, ist also das neueste Café auf dieser Liste. Aber schon jetzt ist es eins meiner liebsten. Die Kuchen und Limonaden sind super, der Kaffee selbst geröstet und es gibt hier die Smoothies von SuperDanke aus der Maxvorstadt. Früher fand man hier die Confiserie Rottenhöfer, geblieben ist zum großen Glück deren Flair, im Sommer gibt es dazu noch eine Dachterasse. Hier könnte ich stundenlang sitzen sitze ich manchmal stundenlang.
Stereo, Residenzstraße 25, Altstadt
Ruffini
Juhu, zu einem der schönsten Cafés in München laufe ich tatsächlich nur fünf Minuten! Aber auch die Anfahrt würde sich lohnen. Das Ruffini ist ein Kollektiv aus 25 Gesellschaftern, die abwechselnd auch hier arbeiten und mein großes Ziel ist es, irgendwann mal dazu zu gehören. Vom Frühstück auf der Dachterrasse über Tarte mit Schlagsahne an einem der großen Holztische bis zum Kulturprogramm am Abend mit toller Speisekarte stimmt hier alles. Nur eins nicht: das Handyverbot.
Wer seinen Kuchen lieber zuhause isst, der kann im klitzekleinen Geschäft einkaufen, hier gibt es nicht nur das Buffet im Schaufenster, sondern auch die besten Franzbrötchen Münchens.
Ruffini, Orffstraße 22, Neuhausen
Lost Weekend
Von Einrichtung kann beim Lost Weekend eigentlich nicht die Rede sein. Ein paar Holztische und -stühle, fertig. Viel wichtiger sind hier die meterlangen Bücherregale, die sich in den Raum gestellt haben, um den Besuchern zu veganen Kuchen und Kaffee auch etwas für den Kopf zu bieten.
Lost Weekend, Schellingstraße 3, Maxvorstadt
Sitzen, lesen und vom Frühstück (gibt es bis 16 Uhr) über Kaffee und Kuchen langsam zu den ersten Drinks übergehen. Und wer mal Besuch erwartet, kann diesen direkt im dazugehörigen Hotel abgeben.
Mariandl, Goethestraße 51, Ludwigvorstadt
Marais
Das Marais gibt es erst seit acht Jahren, es fühlt sich aber definitiv älter an. Wahrscheinlich, weil das Interieur aus den 20ern stammt und direkt so aus einem Textil-Fachgeschäft übernommen wurde. In den tausenden Schubfächern liegen jetzt hübsche Kleinigkeiten, die man direkt nach Frühstück oder Schokoladentarte kaufen kann. Sehr gefährlich! Für abends gibt es direkt gegenüber das französische Restaurant Marais Soir.
Marais, Parkstraße 2, Westend
Dallmayr
Okay, das Dallmayr ist die offensichtlichste Wahl in der Innenstadt, aber auch eine sehr gute. Hat man sich einmal durch die Touristen im Laden die Treppe hochgedrängelt, wird man hier nicht nur sehr nett bedient, sondern sitzt auch äußerst hübsch zwischen Porzellanpapagei, Kuchentheke und Marienhof. Champagner trinken fühlt sich hier normal an, im besten Sinne.
Dallmayr, Dienerstraße 14, Altstadt
Auf der To Do-Liste stehen noch:
- Hollerbusch, Neuhausen
- Man vs Machine, Glockenbachviertel
- Del Fiore, Gärtnerplatz
- Voilà, Haidhausen
- Götterspeise, Glockenbachviertel