Wir standen im Stau auf dem Weg hierher, natürlich. Wenn es in den Urlaub geht, steht man immer im Stau, damit der Grad der Gernervtheit so richtig groß ist, nehme ich an. Richtung Süden von Thüringen aus, wo die (vorerst) letzte Hochzeit des Jahres statt fand. Alle heiraten sie und sehen so schön dabei aus und man kann nicht anders als die Liebe feiern und man hört sich sagen: “Macht Kinder, Ihr schönen Menschen, los!” Wie die eigene Großmutter. Und warum treibt mir der Anblick von Bräuten eigentlich Tränen in die Augen, so richtig viele? “Nur alte Frauen weinen in der Kirche,” sagt die Frau Mama, aber es ist doch so schön und so rührend und hach, dieses Glück. Ich weine vor Freude, nur dass das klar ist. Stau also auf dem Weg Richtung Süden, er löst sich irgendwann auf, der Hund schläft und wir raten Wolkenfiguren. Der Mann ist natürlich im Vorteil, denn er muss nicht fahren. Und wenn er so erzählt, was er da sieht, weiß ich, warum ich ihn so toll finde.

Die Ferienwohnung ist überraschend geschmackvoll eingerichtet. Es gibt nur das Nötigste und guten Krimskrams hier und da. Für den Mann stehen viele Computer bereit und für mich ein Balkon, der allerdings schon bessere Tage gesehen hat. Generell muss man sagen, dass hier lange keiner sauber gemacht hat, sehr sympathisch. Aber erstmal ankommen, das Bücherregal durchstöbern und die Umgebung erkunden. Der Hund fühlt sich sofort wohl und bellt die Nachbarn freudig (?) an. Es gibt alles, was wir brauchen direkt vor der Tür – Supermärkte, eine Tapas-Bar, ein libanesisches Restaurant, Pizza und angeblich das beste italienische Eis der ganzen Stadt. Das alles stand so auch in der Broschüre, als wir beschlossen, hier zu urlauben, aber so direkt erlebt ist alles noch besser.

Die Tage vergehen langsam, das allerbeste Gefühl der Ferien, das nur entsteht, wenn man die richtige Balance aus Nichtstun und Einbisschenwastun findet. Irgendwann wünscht die Bäckereiverkäuferin ein “Schönes Wochenende” und man weiß, dass Freitag ist. Wir fahren an den See, planschen, essen Eis und fahren durch dunkelgelb schimmernde Felder wieder zurück. Das zum See fahren ist ja fast genauso schön wie das drin sein und dann auch wieder wie das nach Hause fahren, ganz knülle von der Sonne und lachend im Berufsverkehrstau. Wir haben es nicht eilig. Und wir haben auch keine Langeweile. Viel Zeit, ja, aber nie zu viel.

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