Morgens vor der Arbeit auf einen Café einkehren, die Zeitung querlesen, ein bisschen Leute gucken und dem Tag eine Stimmung geben – das ginge theoretisch jeden Tag, immerhin befinde ich mich in der luxuriösen Lage, erst 11 Uhr mit der Arbeit zu beginnen. Aber Elliott ist gerade leider nicht so der Rumsitzhund. Er pubertiert, er muss schnüffeln und er muss weiter, immer weiter. Deswegen nutzen wir die Zeit, um die 7 Kilometer zur Arbeit öfter mal zu laufen oder noch ein bisschen zuhause zu spielen. In ein paar Wochen ist er dann sicher wieder bereit, mit mir in Cafés rumzulungern, wie er es als Welpe schon so vorbildlich getan hat. Und bis dahin mach ich das einfach alleien, immer freitags. Da bleibt er mit dem Mann zu Hause und ich kann nicht nur endlich mal wieder Radfahren (da darf er auch erst später mit) sondern auch schmutzempfindliche Sachen tragen, die keine Riesentaschen für Leckerli haben und vorallem: mich ganz gediegen ins Café setzen.
Am Cordial bin ich schon öfter vorbeigefahren und habe mich direkt und auf Distanz verliebt. Es liegt an einer gleichermaßen malerischen als auch gut befußgängerten Straße in Schwabing, ist klein, hell und hübsch eingerichtet. Vor der großen Schaufensterscheibe stehen wenige, weiße Stühle, als Tisch dienen dicke Holzscheite. Wegen fehlender Sonne saß ich heute hinter der Scheibe am Rausgucktresen und habe mich gefühlt, als wäre ich schon das hunderste Mal hier. Die SZ liegt inklusive Magazin rum, der Café kommt von Hausbrandt und es gibt warme Croissants. Inhaber vom Cordial sind Leonie Rainer und Robert Albrecht, die auch am Tresen stehen und Kuchen selber backen. Es gibt den ganzen Tag Frühstück und verschiedene Mittagessen. Und am Freitagvormittag ist es fast leer im Cordial, das soll sonst anders sein, hab ich gehört. Mir aber egal, denn dies ist ab sofort mein Freitagsort und ein weiterer Grund, diesen Tag zu lieben.
Cordial, Elisabethstr. 2, München