Manchmal kann ich nicht anders. Dann koste ich Dinge, gegen die ich allergisch bin. Und dann schicken sie mich auf Zeitreise. Zum Beispiel eine Pflaume: Die habe ich das letzte Mal mit etwa 11 Jahren gegessen, es kribbelte im Hals, ich bekam schlechter Luft und meine Lippen sahen aus wie aufgepumpt und angemalt. Dabei liebe ich Pflaumen. Die Farbe allein, wie sie im Spätsommer am Baum hängen, hinten neben dem Komposthaufen. Einfach so komme ich an keine ran, dafür müsste ich auf das Dach des kleinen Schuppens steigen, aber das traue ich mich nicht. Ich stehe also da und schaue, wie sie da hängen, matt und dunkelblau, mit rötlichen Stellen dazwischen. Mama ist nicht nur die Rettung, weil sie bis da oben hinreicht, sondern auch, weil sie Pflaumen ohne Messer zerteilen kann. Sie nimmt sie dafür zwischen die Zähne, und beißt ein bisschen rein, bis zum Stein und zack, hält sie mir zwei Hälften hin. Das Fleisch ist gelb und süß, die Schale etwas sauer. Man muss immer schauen, ob nicht eine Made drinsitzt, das passiert bei reifen Früchten schnell. Es riecht nach Sommer, jemand mäht Rasen und mein Bruder liegt auf der Decke und spielt. Die Tomaten sind reif, die Erbsen auch und später fahren wir an den See. Es gibt Marmelade und Mücken, und das Gras kitzelt an den Beinen beim Fahrrad fahren. Es ist Sommer und ganz kurz bin ich genau dort, während ich hier in der Küche stehe und todesmutig in eine Pflaume beiße.

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