Das war ja klar. Nach anderthalb von drei Monaten sitze ich im Wartezimmer des Radiologischen Zentrums in New York. Ich war wegen einer Angina beim Arzt, bekam Antibiotika und dazu die Überweisung hierher, denn das was ich an meinem Hals für einen Lymphknoten hielt, war keiner. Da vorn gebe es gar keine Lymphen, da sei die Schilddrüse, das sei vielleicht etwas “Ernsteres”. Das ist ja genau das, was man gerne von seinem Arzt hört, tausende Kilometer von daheim und zwar krankenversichert, aber nur mit Vorkasse. Um mich aufzumuntern lobte die Schwester beim Blutabnehmen meine schönen und gut zu treffenden Venen, aber das wurde mir schon oft gesagt. Einige Tage später meldete sich Dr. Chueyund warf mir am Telefon englische Fachtermini um die Ohren. Ich verstand “Sonogram” und “hyperactive” und reimte mir den Rest mit der Hilfe von Dr. Google zusammen. Zuerst klang es okay, nämlich nach Schilddrüsenüberfunktion. Da gibt es Pillen, in einigen Fällen sind aber auch OPs nötig. Aber auch ein Tumor könne sich da bilden, gern bei Frauen zwischen 20 und 40. Ich weiß nicht, wie Google-Hypochonder das aushalten, ich verdränge lieber und denke weiter klinisch positiv. Nun sitze ich also hier, zusammen mit etwa 20 anderen Patienten. Es dauere trotzdem nur 20 Minuten, sagt die Schwester. Die 300 Dollar für die Untersuchung habe ich im Vorraus bezahlt.

Nach zwei Stunden werde ich in ein kleines Zimmer gerufen. Ich solle mich obenrum freimachen und diesen blauen Kittel anziehen, sagt die Ultraschallfachkraft. Auf einem Schild am Spiegel steht, man solle sie bitte gar nicht erst nach den Ergebnissen fragen, das mache nur der behandelnde Arzt. Sie schmiert mir Glibber auf den Hals und geht mit einem Gerät drüber, das ich aus diversen Filmen kenne. Dort wird es allerdings in der Bauchregion und aus freudigerem Anlass verwendet. Ich blinzle immer mal rüber auf den Bildschirm und sehe eine runde Stelle, die grün, rot und blau leuchtet – der Knubbel. Als genug Bilder aufgenommen sind, frage ich trotz Warnung nach, was das denn nun sei an meinem Hals. “Ein Knoten”, sagt die Ultraschallfachkraft, mehr könne sie mir leider nicht mitteilen. Der Doktor werde sich bei mir melden, den Glibber könne ich mir da drüben wieder wegmachen, auf Wiedersehen. Ich laufe durch die New Yorker Sonne und habe ein bisschen Angst.

Eine Woche später hat sich Dr. Chuey noch nicht gemeldet. Ich deute das mal als gutes Zeichen, rufe aber trotzdem in der Praxis an. Er sagt, er wisse leider immer noch nicht mehr, als dass es ein Knoten sei. “Wir müssen mehr Tests machen.” Himmelherrgott, denke ich und schreibe mir auf, dass ich jetzt zum Schilddrüsenscan gehen soll, dann würden wir weitersehen. Auf die Frage, ob es nicht noch ein paar Wochen warten kann, dann sei ich wieder zuhause, antwortet er: “Lieber nicht. Wir sollten herausfinden, was das ist.” Ärzte aller Länder sind sich scheinbar einig, das Panikmachen eine gute Beigabe der Behandlung ist. Währenddessen kam ein Schreiben von der Auslandskrankenversicherung, die auf meine Frage der Kostenübernahme antwortet: “Wir zahlen für alles, was Sie vorher noch nicht hatten.” Ja gut, dann wird eben weitergetestet. Nächste Woche Donnerstag schlucke ich eine radioaktive Pille, am Freitag wird die Schilddrüse dann gescannt. Zum Glück habe ich letztens erst mit jemandem gesprochen, der genau das auch machen musste. Er bekam dann Medizin und ist jetzt wieder gesund. Ich freu mich schon.

(tbc)

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