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Vor zehn Jahren war ich 18, noch ohne Abitur und Führerschein. Ich wusste schon, was ich ab Herbst studieren würde und ich konnte es kaum erwarten, zuhause auszuziehen und das richtige Leben zu beginnen. Es fühlte sich damals alles an wie ein Berg, der überwunden werden musste, dahinter schien die Sonne noch heller, funkelten die Sterne noch mehr als damals.
Natürlich war dann alles nicht so einfach, wie es sich die kleine Julie vorgestellt hatte. Die neue Stadt war am Anfang eher deprimierend als inspirierend, aus dem Studium musste sie sich selber das Passende basteln und so richtig “richtig” hat sich alles nicht gleich angefühlt. Hat es auch die Jahre danach manchmal nicht, aber die Zweifel und die Unzufriedenheit haben mich rückblickend betrachtet immer sehr gut vorangetrieben. Die Philosophien, die ich rauchend und trinkend an diversen Küchentischen durchgenudelt habe, sitzen heute tiefer als Luhmann oder LaRoche. Der Abschluss ist trotzdem geschafft und nebenbei hatte ich die wirklich beste Zeit, die ich mir nur wünschen konnte. Ich bin um die Welt gereist (wenn auch noch nicht genug), habe großartige Menschen zum Freund gehabt (die besten davon sind heute noch da), war auf gefühlten tausend Konzerten und Parties und habe einige davon selbst gerockt. Ich habe viele wunderbare und zum Glück nur wenige schreckliche Interviews geführt, viele Texte geschrieben, noch mehr in Mikrophone geredet, ich habe mich ausprobiert und bin damit noch lange nicht fertig. Ich hatte oft den Gedanken “Das, genau das ist Glück” und manchmal dachte ich auch, dass das hier alles keinen Sinn hat, dass ich es nicht hinbekomme so wie ich es mir vorstelle, dieses Leben. Einmal in dieser Dekade hat es mir den Boden unter den Füßen weggezogen, einfach so und sofort wurde ich damit beauftragt diesen Boden neu zu bauen. Ich habe es versucht und dann aufgehört, weil es nicht meine Aufgabe ist, so gerne ich auch wollen würde. Am Ende kam Vieles anders und trotzdem richtig und quasi als Finale dieser Dekade ist es endlich da, das ganz große Glück, der Eine, für immer, ganz sicher.
Jetzt kann es weiter gehen, “Alle zehn Jahre etwas Neues” hat jemand gesagt. Der nächste Berg ist fast geschafft und ich hoffe da drüben scheint die Sonne genauso hell wie hier, funkeln die Sterne über mir genau so lustig. Vielleicht aber in einem anderen Licht, hellblau oder so.

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